11 - Die Kirche Saint-Augustin
Wirklich, dieses Gebäude dort? Links neben dem Rathaus? Unter den Bäumen?
Die hiesige Architektur birgt für uns definitiv noch die eine oder andere Überraschung. Dieses Gebäude sieht nun wahrlich nicht wie eine Kirche aus!
Aber es handelt sich um die Kirche Saint-Augustin. Erbaut im Jahr 1975. Ihre Architektur ist, wie alle Werke von Jean Balladur, äußerst originell und symbolträchtig.
Hören wir einmal, was er selbst über sein Werk zu sagen hat: [Zitat Balladur] „Die Kirche wird durch das Zeichen der Parabel betont, die ihre Äste ins Unendliche öffnet, damit sie in ihrer Vorhalle all die Menschen, die sie mit offenen Armen erwartet, mit ihren dazugehörigen Schicksalen besser empfangen kann. Die Biegungen umarmen sich und erheben sich gen Himmel, wobei sie das Oval eines Gesichts formen, in dem der Klang der Glocke widerhallt. “
Jean Balladur hat die Glocke gut sichtbar platziert. Sie war eine Spende des Erzbistums an die Gemeinde La Grande-Motte. Zuvor hing sie in der Büßerkapelle in Montagnac und datiert aus dem Jahre 1603, mit der Inschrift „Mon ton appelle ton peuple“ (etwa: Mein Klang ruft dein Volk“.
Im Inneren der Kirche bemerken Sie vielleicht eine ihrer vielen Besonderheiten: ihr Eingangstor weist auf das Meer hinaus.
Das Innere des Gebäudes ist nicht weniger originell. Die Sitze aus hellem Holz wurden ebenfalls von Jean Balladur entworfen und sind kreisförmig um den Altar angeordnet. Dieser ist das Werk des Bildhauers Jean-Jacques Bris und repräsentiert das Weizenkorn in der Erde, das keimt und hundertfache Frucht bringt. Dieser Altar birgt auch die Reliquien zweier Märtyrer sowie das Testament von Christian de Chergé, einem Prior aus Tibhirine in Algerien, der mit sechs weiteren Mönchen seines Klosters im Jahr 1996 ermordet wurde.
Das Licht in der Kirche ist sehr speziell, es fällt durch drei große Buntglasfenster ein. Im Jahr 1995 wurde Jacques Loire, Glasermeister in Chartres, mit den Besonderheiten der Kirche und der Stadt betraut. Lassen Sie uns hören, was er erzählt.
Bei den Leuten hier handelt es sich eher um Urlauber, die nicht unbedingt das Bedürfnis nach einem mönchischen Ambiente haben. Sie sind im Urlaub, wo es viel Sonne und allerhand Vergnügungen gibt, und ich wollte eine eher heitere und ruhige Atmosphäre schaffen, so dass ein Kontrast entsteht zwischen dem aktiven und dem kontemplativen Leben. Das ist ein ziemlich großes Wort, aber ich hoffe doch, dass man beim Betreten der Kapelle auch innere Einkehr findet.
Die zwei Buntglasfenster zu beiden Seiten des Chors erinnern an das Meer und das strahlende Licht von Saint Augustin. Auf dem Boden der Kirche zaubert das Buntglasfenster des Chorraums das strahlende Licht Christi, der herabsteigt, um uns zu erleuchten.
Dieses letzte Buntglasfenster ist kein traditionelles Kirchenfenster und stellte den Glasermeister bei der Umsetzung vor einige Probleme. Dieses Gemälde aus Glas weist eine Besonderheit auf: es kann sich öffnen und somit teilen, um Zugang zum Innenhof zu gewähren ...
Ja, genau ... um den Ansturm zusätzlicher Gläubiger bewältigen zu können, hat Jean Balladur die Idee zu einer „Sommerkirche“.
In La Grande-Motte wird die Messe während der Sommersaison im Freien abgehalten!
Der Architekt bietet allen Gottesdienstbesuchern das schönste aller Bauwerke, nämlich ... ein Gewölbe aus Pinienkronen!